Methodenübersicht

Methoden der Hochschuldidaktik für den Einsatz in der Lehre

Methoden der Hochschuldidaktik

Auf der folgenden Seite werden Methoden aus der Hochschuldidaktik aufgeführt, die sich im Lehralltag als geeignet erwiesen haben.

Detaillierte Informationen zur Hochschuldidaktik an der HSZG finden Sie hier: https://www.hszg.de/lebenslanges-lernen/hochschuldidaktik

One-Minute-Paper

Methode zur Ergebnissicherung und Reflexion

Das One-Minute-Paper ist eine einfache, aber zugleich wirkungsvolle Methode zur Ergebnissicherung, Dokumentation und Reflexion von Lernprozessen. Sie eignet sich besonders gut, um den Wissensstand, Erfahrungen, Meinungen oder auch offene Fragen von Lernenden schnell zu erfassen. Gleichzeitig bietet sie eine niederschwellige Möglichkeit, um Feedback einzuholen und die Gruppe zur Selbstreflexion anzuregen.

Tipp: Verwenden Sie in der elektronischen Variante OPAL, um die Dokumente einzusammeln.

  • Ablauf

    Die Methode ist bewusst kurz und niedrigschwellig gehalten: Die Lernenden erhalten ein bis zwei gezielte Fragen (z. B. "Was habe ich heute gelernt?" oder "Was ist mir noch unklar?"), die sie innerhalb von einer Minute schriftlich beantworten. Die Antworten werden im Anschluss – je nach Zielsetzung – entweder anonym gesammelt oder im Plenum diskutiert, um Lernprozesse zu vertiefen, Unklarheiten zu klären oder Perspektiven auszutauschen.

  • Umsetzung und Zielsetzung

    Das Ziel des One-Minute-Papers ist es, das erworbene Wissen durch Verschriftlichung zu festigen und den Lernenden die Möglichkeit zu geben, sich ihren eigenen Lernfortschritt bewusst zu machen. Die Methode fördert die aktive Auseinandersetzung mit Inhalten und unterstützt die Selbststeuerung des Lernens.

    Typische Einsatzmöglichkeiten sind:

    • Einstiegsreflexion: zur Aktivierung von Vorwissen oder zur Erwartungsklärung
    • Zwischenreflexion: zur Rückmeldung über den bisherigen Lernverlauf
    • Abschlussreflexion: zur Sicherung zentraler Erkenntnisse und als Grundlage für Feedback
  • Vorteile
    • Zeiteffizient und einfach umsetzbar
    • Vielfältig einsetzbar in unterschiedlichen Lernsettings (Seminaren, Workshops, Übungen)
    • Fördert Metakognition und Reflexionskompetenz
    • Liefert Lehrenden wertvolle Einblicke in den Lernstand der Gruppe
    • Stärkt die aktive Beteiligung der Lernenden am Unterrichtsgeschehen

5-Finger-Methode / 5-Finger-Feedback

Methode zum Einholen von Feedback

Die 5-Finger-Methode ist eine strukturierte Feedback-Methode, die vor allem in pädagogischen Kontexten, in Workshops oder Seminaren zum Einsatz kommt. Sie wird daher auch als 5-Finger-Feedback oder 5-Finger-Reflexion bezeichnet. Die Methode eignet sich besonders gut für eine reflektierte Rückmeldung am Ende von Lerneinheiten, Projekten oder Veranstaltungen.

  • Ablauf

    Die Methode kann schriftlich oder mündlich durchgeführt werden:

    Schriftliche Variante:
    Die Teilnehmer zeichnen eine Hand auf ein Blatt Papier oder erhalten eine Vorlage mit einer vorgefertigten Handgrafik. In Einzelarbeit wird dann zu jedem Finger ein spezifischer Aspekt des Feedbacks stichpunktartig festgehalten.

    Mündliche Variante:
    Die Gruppe geht nacheinander die fünf Finger durch. Jede Person äußert zu jedem Finger ihre Gedanken. Dies kann im Plenum oder in Kleingruppen erfolgen.

  • Bedeutung der einzelnen Finger
    • Daumen – „Das fand ich super!“
      → Hier wird Positives hervorgehoben. Was hat besonders gut gefallen? Was lief gut?
    • Zeigefinger – „Darauf möchte ich hinweisen.“
      → Hinweise, Beobachtungen oder Verbesserungsvorschläge. Was ist aufgefallen? Wo gibt es noch Potenzial?
    • Mittelfinger – „Das hat mir nicht gefallen.“
      → Kritische Rückmeldung. Was war störend, unverständlich oder nicht hilfreich?
    • Ringfinger – „Das nehme ich für mich mit.“
      → Persönlicher Erkenntnisgewinn. Was bleibt hängen? Was war bedeutsam?
    • Kleiner Finger„Das kam mir zu kurz.“
      → Aspekte, die fehlten oder nicht ausreichend behandelt wurden.
  • Einsatzmöglichkeiten

    Die 5-Finger-Methode kommt in Feedbackrunden zum Einsatz, z.B.:

    • Am Ende einer Lerneinheit oder Projektphase
    • Zur Reflexion von Teamarbeit oder Gruppenprozessen
    • Nach Workshops, Seminaren oder Fortbildungen
    • In der Evaluation von Veranstaltungen


    Sie kann auch zur Selbstreflexion verwendet werden oder als Grundlage für ein wertschätzendes Gruppenfeedback dienen.

  • Vorteile
    • Strukturiert und leicht verständlich
    • Fördert reflektiertes Feedback
    • Bietet Raum für konstruktive Kritik und persönliche Erkenntnisse
    • Visualisierung erleichtert den Zugang zur Reflexion
  • Variationen & Tipps
    • Die Methode kann mit Symbolkarten, Handvorlagen oder auch digitalen Tools (z.B. Whiteboards, Feedback-Apps) umgesetzt werden.
    • Je nach Kontext können die Bedeutungen der Finger leicht angepasst oder erweitert werden.
    • Bei großen Gruppen kann die schriftliche Variante effizienter sein, bei kleinen Gruppen eignet sich der mündliche Austausch besser.
    • Durch regelmäßige Anwendung kann eine Feedbackkultur aufgebaut werden.

Kopfstand-Methode

Kreativität durch Perspektivwechsel

Die Kopfstand-Methode zählt zu den bekannten Kreativitäts- und Problemlösetechniken. Ihr Grundprinzip besteht darin, die eigentliche Problemstellung umzudrehen – also „auf den Kopf zu stellen“ – um durch diesen Perspektivwechsel neue Denkanstöße zu gewinnen und Lösungsansätze zu schaffen. Der bewusste Bruch mit konventionellem Denken hilft, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen und ungewöhnliche, aber oft sehr wirkungsvolle Ideen zu entwickeln.

  • Umsetzung
    1. Klärung des ursprünglichen Problems
      Zunächst wird das zu lösende Problem oder die Herausforderung gemeinsam definiert bis es von allen Beteiligten verstanden wurde.
    2. Formulierung des Gegenteils
      Im nächsten Schritt wird das Problem ins Gegenteil verkehrt. Aus „Wie steigern wir die Kundenzufriedenheit?“ wird z. B. „Was müssen wir tun, damit unsere Kunden uns nie wieder beauftragen?“.
    3. Sammeln von Negativ-Ideen
      In Kleingruppen oder Einzelarbeit werden nun gezielt Ideen gesammelt, wie das „umgekehrte“ Problem erreicht werden kann. Dabei geht es darum, möglichst viele destruktive oder kontraproduktive Maßnahmen zu identifizieren – ohne Bewertung oder Zensur.
    4. Zusammentragen und Strukturieren
      Anschließend werden die Negativ-Vorschläge in der Gesamtgruppe präsentiert, diskutiert und nach Themenfeldern oder Mustern geordnet.
    5. Umkehrung und Ableitung von Lösungen
      Im letzten Schritt werden die gesammelten Ideen wieder umgekehrt und als konstruktive Handlungsempfehlungen formuliert, die zur Lösung des ursprünglichen Problems beitragen können.
  • Vorteile
    • Fördert unkonventionelles Denken
    • Reduziert Denkblockaden durch eine lockere und humorvolle Herangehensweise
    • Einfach und schnell umsetzbar, auch ohne Vorkenntnisse
    • Eignet sich für Gruppenarbeit und fördert die Zusammenarbeit
  • Einsatzmöglichkeiten

    Die Kopfstand-Methode ist besonders geeignet für:

    • Workshops zur Ideenfindung oder Problemanalyse
    • Teamentwicklung und gemeinsames Brainstorming
    • Projekte mit komplexen Fragestellungen
    • Situationen, in denen der direkte Zugang zur Lösung erschwert ist
  • Grenzen der Methode
    • Die Methode ist nicht zielführend bei sehr konkreten oder technischen Problemen, die eine fachliche Analyse erfordern.
    • Die Qualität der Ergebnisse hängt stark von der Kreativität und Offenheit der Teilnehmer ab.
    • Zu zynische oder überzogene Beiträge können vom Ziel ablenken – hier braucht es eine gute Moderation.
  • Praktische Tipps zur Anwendung
    • Humor fördern, aber gleichzeitig eine produktive Atmosphäre bewahren
    • Begrenzte Zeitfenster pro Phase vorgeben, um Fokus zu halten
    • Visualisierung nutzen (z. B. Flipcharts oder digitale Whiteboards)
    • Moderator einsetzen, um den Prozess strukturiert zu begleiten
  • Beispielhafte Anwendung

    Ursprüngliche Frage:
    „Wie kann unser Projekt zu einem vollen Erfolg führen?“

    Umgekehrte Frage:
    „Was können wir tun, damit unser Projekt kläglich scheitert?“

    Negativ-Ideen (Beispiele):

    • Keine Kommunikation im Team
    • Unrealistische Zeitpläne
    • Wichtige Stakeholder ignorieren
    • Unklare Rollenverteilung


    Abgeleitete Lösungsansätze:

    • Offene und regelmäßige Kommunikation etablieren
    • Realistische und überprüfbare Zeitpläne erstellen
    • Stakeholder frühzeitig einbinden
    • Klare Rollen und Verantwortlichkeiten definieren

Think - Pair - Share

Methode für das kooperative Lernen

Die Think-Pair-Share-Methode ist eine bewährte Form des kooperativen Lernens, die die aktive Beteiligung aller Lernenden fördert und zur vertieften Auseinandersetzung mit einem Thema beiträgt. Sie eignet sich besonders gut zur Förderung kommunikativer Kompetenzen, zum Austausch verschiedener Perspektiven und zur Entwicklung eigener Positionen.

  • Ablauf

    Die Methode gliedert sich in drei klar strukturierte Phasen:

    1. Think (1–5 Minuten)
      Die Lernenden setzen sich zunächst individuell mit einer Frage, Problemstellung oder Aufgabe auseinander. Ziel ist es, erste eigene Gedanken, Hypothesen oder Lösungsideen zu entwickeln. Diese Phase fördert die Eigenständigkeit und ermöglicht eine erste kognitive Aktivierung.
    2. Pair (5–10 Minuten)
      Im Anschluss besprechen die Teilnehmer ihre Ergebnisse in Paaren oder Kleingruppen. Gemeinsam werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten analysiert, Argumente diskutiert und ggf. konsolidierte Lösungen formuliert. Diese Phase dient dem sozialen und kognitiven Austausch.
    3. Share (5–10 Minuten)
      Die Ergebnisse der Paare oder Gruppen werden in der Gesamtgruppe präsentiert. Dies kann mündlich, schriftlich (z. B. auf einem Plakat) oder digital (z. B. über eine kollaborative Plattform) erfolgen. Eine gemeinsame Diskussion rundet den Lernprozess ab und bietet Raum für weiterführende Reflexion.
  • Ziele
    • Förderung individueller Denkprozesse und kritischer Reflexion
    • Entwicklung von Kooperations- und Kommunikationskompetenzen
    • Einbindung aller Lernenden in den Lernprozess
    • Aktivierung von Vorwissen und Anknüpfung an bestehende Kenntnisse
    • Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung
  • Vorteile
    • Niedrigschwelliger Einstieg in die Diskussion
    • Aktiviert alle Lernenden unabhängig vom Leistungsniveau
    • Fördert soziale Interaktion und gegenseitige Wertschätzung
    • Schafft eine strukturierte Beteiligungskultur
    • Unterstützt differenziertes Lernen durch den Perspektivwechsel
  • Einsatzmöglichkeiten

    Die Methode eignet sich für alle Fachdisziplinen. Sie kann sowohl zur Erarbeitung neuer Inhalte als auch zur Vertiefung, Wiederholung oder Anwendung genutzt werden, z. B.:

    • Einstieg in ein neues Thema
    • Diskussion ethischer oder gesellschaftlicher Fragestellungen
    • Interpretation literarischer Texte
    • Lösung mathematischer oder naturwissenschaftlicher Probleme
    • Analyse von Fallbeispielen oder Quellen
  • Didaktische Hinweise
    • Die Aufgabenstellung sollte offen genug sein, um Diskussionen zu ermöglichen, aber klar genug, um Orientierung zu geben.
    • Es empfiehlt sich, die Zeitvorgaben transparent zu gestalten und ggf. visuell zu unterstützen.
    • Ergebnisse aus der Share-Phase können visualisiert und im weiteren Verlauf der Lehrveranstaltung aufgegriffen werden.
    • Der Einsatz von digitalen Tools (z.B. Mentimeter, Padlet, Miro) kann die Methode auch im Online- oder Hybridunterricht wirkungsvoll ergänzen.

Blitzlicht

Methode zum Einholen von Feedback

Die Blitzlicht-Methode eignet sich besonders zur Ideensammlung, zur schnellen Rückmeldung sowie zum Einholen von spontanen Einschätzungen und Meinungen der Lernenden. Sie schafft Raum für subjektive Eindrücke, ermöglicht eine Vielfalt an Perspektiven und fördert die Beteiligung aller Gruppenmitglieder.

  • Ziele
    • Förderung der aktiven Beteiligung aller Lernenden
    • Sichtbarmachung individueller Gedanken, Emotionen oder Wissensstände
    • Anregung zur Reflexion
    • Einstieg oder Abschluss einer Lerneinheit
    • Niedrigschwellige Form des Feedbacks
  • Umsetzung
    1. Impulssetzung
      Der Lehrende gibt einen gezielten Impuls zu einem bestimmten Themengebiet oder formuliert eine konkrete Frage (z. B. „Was nehmen Sie aus der heutigen Sitzung mit?“ oder „Welche Begriffe verbinden Sie spontan mit dem Thema XY?“).
    2. Äußerungen der Lernenden
      Die Lernenden äußern in ein bis zwei Sätzen ihre Gedanken, Assoziationen, Gefühle oder Meinungen. Dabei ist eine spontane, intuitive Antwort erwünscht – ausführliche Erklärungen sind nicht notwendig.
    3. Regeln während der Durchführung
      • Keine Diskussion oder Kommentierung der Beiträge
      • Jeder Beitrag steht gleichwertig nebeneinander
      • Die Blitzlichtrunde kann im Uhrzeigersinn, per Freiwilligenprinzip oder anonym (z.B. schriftlich) erfolgen
    4. Dokumentation (optional)
      Der Lehrende kann die Beiträge stichwortartig festhalten, etwa auf einer Pinwand, einem Flipchart oder digital (z.B. in einem geteilten Dokument). Dies ermöglicht eine spätere Reflexion oder Auswertung.
  • Varianten
    • Schriftliches Blitzlicht: Die Lernenden schreiben ihre Gedanken auf Karten oder Zettel, die dann gesammelt und vorgelesen werden.
    • Digitales Blitzlicht: Nutzung von Tools wie Mentimeter, Padlet oder Online-Whiteboards zur anonymen Sammlung.
    • Thematisches Blitzlicht: Begrenzung der Beiträge auf einen bestimmten Aspekt oder eine Perspektive (z.B. „Was hat Sie überrascht?“).
  • Einsatzmöglichkeiten
    • Einstieg zur Aktivierung von Vorwissen
    • Zwischenauswertung zur Kurskorrektur einer Lehrveranstaltung
    • Abschlussrunde zur Reflexion des Lernprozesses
    • Gruppengespräche zur Förderung von Meinungsvielfalt
  • Vorteile
    • Geringer Zeitaufwand
    • Einfache Durchführung ohne Vorbereitungsaufwand
    • Fördert die Meinungsvielfalt und Beteiligung
    • Niederschwellige Möglichkeit, auch zurückhaltende Lernende einzubeziehen
    • Kann Gruppendynamik positiv beeinflussen

Murmelgruppe

Methode zur Aktivierung

Die Mumelgruppe ist eine didaktische Methode, die zur Auflockerung einer Veranstaltung sowie zur Aktivierung der Lernenden eingesetzt wird. Sie eignet sich besonders gut, um die Teilnehmer in kurzen Phasen zur Reflexion, zum Meinungsaustausch und zur Diskussion zu motivieren.

Ziel ist es, dass sich die Lernenden in kleinen Gruppen (meist zwei bis drei Personen) über ein aktuelles Thema oder eine gezielte Fragestellung austauschen. Dabei entsteht ein lebendiger Dialog, der nicht nur das Verständnis des Themas vertieft, sondern auch soziale Interaktion und Kooperationsfähigkeit fördert.

  • Umsetzung
    • Der Lehrende gibt ein klar formuliertes Thema oder eine Fragestellung vor, die sich idealerweise auf die vorangegangenen Inhalte oder eine aktuelle Problematik bezieht.
    • Die Lernenden wenden sich ein bis zwei Sitznachbarn zu und beginnen, über das Thema zu "murmeln", also sich leise, aber engagiert auszutauschen.
    • Die Austauschphase dauert in der Regel zwischen drei und zehn Minuten, abhängig von Komplexität und Zielsetzung der Frage.
    • Im Anschluss kann der Lehrende:
      • in die Runde fragen, ob weiterer Austauschbedarf besteht,
      • ausgewählte Gruppen oder Einzelpersonen bitten, ihre Gedanken im Plenum zu teilen,
      • oder die Ergebnisse der Murmelphase gezielt in die folgende Unterrichtssequenz einbauen.
  • Vorteile
    • Förderung der aktiven Teilnahme aller Lernenden
    • Möglichkeit für unsichere oder stille Personen, sich zunächst in kleinem Rahmen einzubringen
    • Verbesserung des Verständnisses durch Peer-to-Peer-Erklärung
    • Stärkung der kommunikativen Kompetenzen
    • Auflockerung langer Input-Phasen
  • Didaktischer Hinweis

    Die Mumelgruppe kann auch als Einstiegsmethode genutzt werden, um Vorwissen zu aktivieren, oder als Zwischenreflexion, um Gelerntes zu festigen. Wichtig ist, dass die Fragestellung klar, anregend und offen formuliert ist, sodass ein echter Austausch möglich wird.

Zielscheibe

Methode zur schnellen Evaluation in einer Lehrveranstaltung

Die Zielscheibe ermöglicht es, schnell und unkompliziert differenziertes Feedback von den Lernenden einzuholen und zählt somit zu den qualitativen Evaluationsmethoden. Sie eignet sich sowohl zur Zwischenevaluation (z.B. zur Halbzeit einer Lerneinheit) als auch zur Abschlussevaluation und fördert die Reflexion der Lernenden über das Lerngeschehen.

Tipp: Verwenden Sie in der elektronischen Variante das Tool Oncoo

  • Umsetzung

    Der Lehrende zeichnet eine Zielscheibe bestehend aus mehreren konzentrischen Ringen auf eine Tafel oder Pinnwand. Diese Ringe werden durch zwei senkrechte und waagerechte Linien in vier Quadranten unterteilt. Alternativ sind auch mehr als vier Bereiche möglich, je nach Ziel und Komplexität der Evaluation. Jedem Segment wird eine spezifische Feedback-Dimension zugeordnet, zum Beispiel:

    • Struktur der Veranstaltung
    • Zeitplanung
    • Haltung, Körpersprache, Sprechen des Lehrenden
    • Fachliche Kompetenz
    • Methodik / Didaktisches Vorgehen
    • Gesamteindruck
    • Beteiligungsmöglichkeiten
    • Lernatmosphäre


    Die Lernenden erhalten die Möglichkeit, anonym ihre Rückmeldung zu geben, indem sie z.B. mit einem Stift oder mit Klebepunkten ein Kreuz bzw. Punkt in jedem Bereich der Zielscheibe setzen. Dabei gilt: Je näher am Zentrum, desto positiver ist die Bewertung.

  • Vorbereitung und Durchführung
    • Die Zielscheibe sollte gut sichtbar platziert sein (z.B. im Eingangsbereich, an der Tafel oder auf einem Plakat).
    • Die Feedback-Dimensionen sollten klar und verständlich formuliert werden.
    • Es kann hilfreich sein, im Vorfeld gemeinsam mit den Teilnehmern zu überlegen, welche Aspekte besonders relevant sind.
    • Der Lehrende erläutert vorab die Bedeutung der Zielscheibe und die Bewertungslogik.
  • Auswertung

    Nach der Durchführung wird das Muster der Verteilung sichtbar: Zentrierte Punktwolken deuten auf hohe Zufriedenheit, dezentralisierte Streuung oder äußere Ringe auf Kritikpunkte. Die Ergebnisse können im Anschluss gemeinsam im Plenum reflektiert werden, ggf. anonymisiert durch den Lehrenden zusammengefasst.

  • Vorteile
    • Schnell durchführbar und gut in den Verlauf der Lehrveranstaltung integrierbar
    • Visuell anschaulich – Ergebnisse sind auf einen Blick erkennbar
    • Fördert Selbstreflexion bei den Lernenden
    • Anonymität senkt Hemmschwellen für ehrliches Feedback
    • Anpassbar an verschiedene Inhalte und Zielgruppen
  • Variationen
    • Digitale Zielscheiben mit Online-Tools (z.B. Oncoo, Mentimeter, Padlet)
    • Zielscheibe mit offenen Kommentarfeldern pro Bereich
    • Zielscheibe kombiniert mit einer schriftlichen Rückmeldung

Kanban-Methode

Methode zur Teamarbeit

Die Kanban-Methode ist ursprünglich eine Methode aus dem Produktions- und Projektmanagement, sie lässt sich jedoch auch in der Hochschuldidaktik einsetzen. Ziel ist es Lehr- und Lernprozesse transparenter und selbstorganisierter zu gestalten. Die zentralen Prinzipien der Methode sind Visualisierung der Arbeit, Begrenzung paralleler Aufgaben (Work-in-Progress) und kontinuierliche Verbesserung.

Die Kanban-Methode kann in der Hochschuldidaktik als innovatives Steuerungsinstrument implementiert werden, das Lehr- und Lernprozesse visualisiert, flexibler gestaltet und kontinuierlich verbessert. Durch den Einsatz von analogen oder digitalen Kanban-Boards lernen Studierende eigenverantwortliches Arbeiten, entwickeln wichtige Team- und Problemlösungsfähigkeiten und profitieren von einem transparenten und iterativen Verbesserungsprozess in ihrem Lehr- und Lernumfeld.

  • Umsetzung

    1. Visualisierung von Aufgaben und Prozessen:

    Lehrende können digitale oder analoge Kanban-Boards verwenden, um den Fortschritt von Projekten, Gruppenarbeiten oder auch der Vorbereitung auf die Lehrveranstaltung sichtbar zu machen. Ein typisches Board wird in Spalten wie „Zu erledigen“, „In Bearbeitung“ und „Erledigt“ unterteilt. Jede Aufgabe oder jedes Element der Lehrveranstaltung wird dabei als Karte dargestellt, die den aktuellen Status widerspiegelt. Für Lernende wird so ein klarer Überblick über Projektaufgaben oder Lernschritte geschaffen, was den eigenverantwortlichen Umgang mit Arbeitsprozessen fördert.

    2. Selbstorganisation im Gruppen- und Projektlernen:

    In projektbasierten Lehrveranstaltungen können Lernende mithilfe von Kanban ihre Aufgaben eigenständig strukturieren. Indem sie eigenverantwortlich Karten verschieben und den aktuellen Bearbeitungsstand dokumentieren, lernen sie, Prioritäten zu setzen und Engpässe frühzeitig zu erkennen. Diese Vorgehensweise schult Teamfähigkeit, Problemlösungsstrategien und die eigenständige Planung komplexer Prozesse.

    3. Iterative Planung und kontinuierliche Verbesserung:

    Der Kanban-Ansatz basiert auf dem Prinzip des kontinuierlichen Lernens und der stetigen Anpassung des Arbeitsprozesses. Durch regelmäßige Meetings oder kurze „Stand-up“-Gespräche – analog zu Daily Scrums – können Lehrende und Lernende gemeinsam den aktuellen Fortschritt bewerten und Hindernisse identifizieren. Anschließend wird der Arbeitsprozess anhand der gewonnenen Erkenntnisse optimiert. Dieser iterative Zyklus fördert eine Kultur, in der Feedback und Verbesserungsschleifen zentral sind.

    4. Integration in digitale Lernumgebungen:

    Mit der zunehmenden Digitalisierung der Hochschullehre bieten sich zudem verschiedene digitale Tools an (z. B. Miro-Board, Padlets, oder auch spezielle Kanban-Tools wie Trello, Jira, oder WeKan), die den Prinzipien von Kanban entsprechen. Durch die Integration solcher Tools in OPAL durch den Einsatz des Kursbausteins „Externe Seite“ können Lehrende externe Tools in das Lernmanagementsystem integrieren. Lehrende und Lernende können somit den Status von Aufgaben in Echtzeit aktualisieren und dadurch den gesamten Lernprozess transparenter steuern.

  • Vorbereitung und Durchführung

    Vorbereitung:

    Die Implementierung beginnt mit der Definition der zu visualisierenden Prozesse. Dies kann die Planung einer Lehrveranstaltung, die Strukturierung eines Projekts oder die Organisation von Gruppenarbeiten sein.

    Erstellung des Kanban-Boards:

    Ein Board wird in passende Spalten unterteilt, beispielsweise in „Ideen“, „Planung“, „In Bearbeitung“, „Feedback/Review“ und „Fertig“. Jede zu bearbeitende Aufgabe wird auf einer Karte festgehalten.

    Regelmäßige Überprüfungen:

    Durch regelmäßige Treffen oder kurze Check-ins wird der Fortschritt besprochen. Dabei können bei Bedarf Anpassungen erfolgen – sei es eine Neupriorisierung von Aufgaben oder das Setzen von Work-in-Progress-Limits, um Überlastungen zu vermeiden.

    Reflexion und Anpassung:

    Nach Abschluss eines Projekts oder einer Lehrveranstaltung wird der gesamte Prozess kritisch reflektiert. Erkenntnisse fließen in die zukünftige Planung ein, sodass der Einsatz von Kanban zu einer stetigen Optimierung des didaktischen Handelns beiträgt.

  • Vorteile

    Die Anwendung der Kanban-Methode in der Hochschuldidaktik bietet mehrere Vorteile:

    Transparenz:

    Durch die Visualisierung von Aufgaben und Prozessen haben alle Beteiligten – Lehrende und Lernende - stets einen klaren Überblick über den aktuellen Stand und können Engpässe frühzeitig erkennen.

    Förderung der Selbstorganisation:

    Studierende lernen, ihre Aufgaben eigenständig zu priorisieren und zu strukturieren, was zu einer höheren Eigenverantwortung und selbständigen Lernen beiträgt.

    Flexibilität und Dynamik:

    Die iterative Natur des Kanban-Ansatzes erlaubt es, auf Veränderungen oder unvorhergesehene Herausforderungen dynamisch zu reagieren und den Lehr- und Lernprozess kontinuierlich zu verbessern.

    Kollaboratives Lernen:

    Besonders in Gruppenprojekten fördert Kanban eine offene Kommunikation und einen transparenten Austausch, da alle Teammitglieder den aktuellen Projektstatus jederzeit nachvollziehen können.

Fortbildungen zur Hochschuldidaktik

Die Hochschuldidaktik Sachsen bietet verschiedene hochschuldidaktische Fortbildungen an. Lehrende der HSZG können kostenfrei daran teilnehmen.

Detaillierte Informationen zur Hochschuldidaktik an der HSZG finden Sie hier: https://www.hszg.de/lebenslanges-lernen/hochschuldidaktik