Auf der folgenden Seite werden Methoden aus der Hochschuldidaktik aufgeführt, die sich im Lehralltag als geeignet erwiesen haben.
Detaillierte Informationen zur Hochschuldidaktik an der HSZG finden Sie hier: https://www.hszg.de/lebenslanges-lernen/hochschuldidaktik
Das One-Minute-Paper ist eine einfache, aber zugleich wirkungsvolle Methode zur Ergebnissicherung, Dokumentation und Reflexion von Lernprozessen. Sie eignet sich besonders gut, um den Wissensstand, Erfahrungen, Meinungen oder auch offene Fragen von Lernenden schnell zu erfassen. Gleichzeitig bietet sie eine niederschwellige Möglichkeit, um Feedback einzuholen und die Gruppe zur Selbstreflexion anzuregen.
Tipp: Verwenden Sie in der elektronischen Variante OPAL, um die Dokumente einzusammeln.
Die Methode ist bewusst kurz und niedrigschwellig gehalten: Die Lernenden erhalten ein bis zwei gezielte Fragen (z. B. "Was habe ich heute gelernt?" oder "Was ist mir noch unklar?"), die sie innerhalb von einer Minute schriftlich beantworten. Die Antworten werden im Anschluss – je nach Zielsetzung – entweder anonym gesammelt oder im Plenum diskutiert, um Lernprozesse zu vertiefen, Unklarheiten zu klären oder Perspektiven auszutauschen.
Das Ziel des One-Minute-Papers ist es, das erworbene Wissen durch Verschriftlichung zu festigen und den Lernenden die Möglichkeit zu geben, sich ihren eigenen Lernfortschritt bewusst zu machen. Die Methode fördert die aktive Auseinandersetzung mit Inhalten und unterstützt die Selbststeuerung des Lernens.
Typische Einsatzmöglichkeiten sind:
Die 5-Finger-Methode ist eine strukturierte Feedback-Methode, die vor allem in pädagogischen Kontexten, in Workshops oder Seminaren zum Einsatz kommt. Sie wird daher auch als 5-Finger-Feedback oder 5-Finger-Reflexion bezeichnet. Die Methode eignet sich besonders gut für eine reflektierte Rückmeldung am Ende von Lerneinheiten, Projekten oder Veranstaltungen.
Die Methode kann schriftlich oder mündlich durchgeführt werden:
Schriftliche Variante:
Die Teilnehmer zeichnen eine Hand auf ein Blatt Papier oder erhalten eine Vorlage mit einer vorgefertigten Handgrafik. In Einzelarbeit wird dann zu jedem Finger ein spezifischer Aspekt des Feedbacks stichpunktartig festgehalten.
Mündliche Variante:
Die Gruppe geht nacheinander die fünf Finger durch. Jede Person äußert zu jedem Finger ihre Gedanken. Dies kann im Plenum oder in Kleingruppen erfolgen.
Die 5-Finger-Methode kommt in Feedbackrunden zum Einsatz, z.B.:
Sie kann auch zur Selbstreflexion verwendet werden oder als Grundlage für ein wertschätzendes Gruppenfeedback dienen.
Die Kopfstand-Methode zählt zu den bekannten Kreativitäts- und Problemlösetechniken. Ihr Grundprinzip besteht darin, die eigentliche Problemstellung umzudrehen – also „auf den Kopf zu stellen“ – um durch diesen Perspektivwechsel neue Denkanstöße zu gewinnen und Lösungsansätze zu schaffen. Der bewusste Bruch mit konventionellem Denken hilft, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen und ungewöhnliche, aber oft sehr wirkungsvolle Ideen zu entwickeln.
Die Kopfstand-Methode ist besonders geeignet für:
Ursprüngliche Frage:
„Wie kann unser Projekt zu einem vollen Erfolg führen?“
Umgekehrte Frage:
„Was können wir tun, damit unser Projekt kläglich scheitert?“
Negativ-Ideen (Beispiele):
Abgeleitete Lösungsansätze:
Die Think-Pair-Share-Methode ist eine bewährte Form des kooperativen Lernens, die die aktive Beteiligung aller Lernenden fördert und zur vertieften Auseinandersetzung mit einem Thema beiträgt. Sie eignet sich besonders gut zur Förderung kommunikativer Kompetenzen, zum Austausch verschiedener Perspektiven und zur Entwicklung eigener Positionen.
Die Methode gliedert sich in drei klar strukturierte Phasen:
Die Methode eignet sich für alle Fachdisziplinen. Sie kann sowohl zur Erarbeitung neuer Inhalte als auch zur Vertiefung, Wiederholung oder Anwendung genutzt werden, z. B.:
Die Blitzlicht-Methode eignet sich besonders zur Ideensammlung, zur schnellen Rückmeldung sowie zum Einholen von spontanen Einschätzungen und Meinungen der Lernenden. Sie schafft Raum für subjektive Eindrücke, ermöglicht eine Vielfalt an Perspektiven und fördert die Beteiligung aller Gruppenmitglieder.
Die Mumelgruppe ist eine didaktische Methode, die zur Auflockerung einer Veranstaltung sowie zur Aktivierung der Lernenden eingesetzt wird. Sie eignet sich besonders gut, um die Teilnehmer in kurzen Phasen zur Reflexion, zum Meinungsaustausch und zur Diskussion zu motivieren.
Ziel ist es, dass sich die Lernenden in kleinen Gruppen (meist zwei bis drei Personen) über ein aktuelles Thema oder eine gezielte Fragestellung austauschen. Dabei entsteht ein lebendiger Dialog, der nicht nur das Verständnis des Themas vertieft, sondern auch soziale Interaktion und Kooperationsfähigkeit fördert.
Die Mumelgruppe kann auch als Einstiegsmethode genutzt werden, um Vorwissen zu aktivieren, oder als Zwischenreflexion, um Gelerntes zu festigen. Wichtig ist, dass die Fragestellung klar, anregend und offen formuliert ist, sodass ein echter Austausch möglich wird.
Die Zielscheibe ermöglicht es, schnell und unkompliziert differenziertes Feedback von den Lernenden einzuholen und zählt somit zu den qualitativen Evaluationsmethoden. Sie eignet sich sowohl zur Zwischenevaluation (z.B. zur Halbzeit einer Lerneinheit) als auch zur Abschlussevaluation und fördert die Reflexion der Lernenden über das Lerngeschehen.
Tipp: Verwenden Sie in der elektronischen Variante das Tool Oncoo.
Der Lehrende zeichnet eine Zielscheibe bestehend aus mehreren konzentrischen Ringen auf eine Tafel oder Pinnwand. Diese Ringe werden durch zwei senkrechte und waagerechte Linien in vier Quadranten unterteilt. Alternativ sind auch mehr als vier Bereiche möglich, je nach Ziel und Komplexität der Evaluation. Jedem Segment wird eine spezifische Feedback-Dimension zugeordnet, zum Beispiel:
Die Lernenden erhalten die Möglichkeit, anonym ihre Rückmeldung zu geben, indem sie z.B. mit einem Stift oder mit Klebepunkten ein Kreuz bzw. Punkt in jedem Bereich der Zielscheibe setzen. Dabei gilt: Je näher am Zentrum, desto positiver ist die Bewertung.
Nach der Durchführung wird das Muster der Verteilung sichtbar: Zentrierte Punktwolken deuten auf hohe Zufriedenheit, dezentralisierte Streuung oder äußere Ringe auf Kritikpunkte. Die Ergebnisse können im Anschluss gemeinsam im Plenum reflektiert werden, ggf. anonymisiert durch den Lehrenden zusammengefasst.
Die Kanban-Methode ist ursprünglich eine Methode aus dem Produktions- und Projektmanagement, sie lässt sich jedoch auch in der Hochschuldidaktik einsetzen. Ziel ist es Lehr- und Lernprozesse transparenter und selbstorganisierter zu gestalten. Die zentralen Prinzipien der Methode sind Visualisierung der Arbeit, Begrenzung paralleler Aufgaben (Work-in-Progress) und kontinuierliche Verbesserung.
Die Kanban-Methode kann in der Hochschuldidaktik als innovatives Steuerungsinstrument implementiert werden, das Lehr- und Lernprozesse visualisiert, flexibler gestaltet und kontinuierlich verbessert. Durch den Einsatz von analogen oder digitalen Kanban-Boards lernen Studierende eigenverantwortliches Arbeiten, entwickeln wichtige Team- und Problemlösungsfähigkeiten und profitieren von einem transparenten und iterativen Verbesserungsprozess in ihrem Lehr- und Lernumfeld.
1. Visualisierung von Aufgaben und Prozessen:
Lehrende können digitale oder analoge Kanban-Boards verwenden, um den Fortschritt von Projekten, Gruppenarbeiten oder auch der Vorbereitung auf die Lehrveranstaltung sichtbar zu machen. Ein typisches Board wird in Spalten wie „Zu erledigen“, „In Bearbeitung“ und „Erledigt“ unterteilt. Jede Aufgabe oder jedes Element der Lehrveranstaltung wird dabei als Karte dargestellt, die den aktuellen Status widerspiegelt. Für Lernende wird so ein klarer Überblick über Projektaufgaben oder Lernschritte geschaffen, was den eigenverantwortlichen Umgang mit Arbeitsprozessen fördert.
2. Selbstorganisation im Gruppen- und Projektlernen:
In projektbasierten Lehrveranstaltungen können Lernende mithilfe von Kanban ihre Aufgaben eigenständig strukturieren. Indem sie eigenverantwortlich Karten verschieben und den aktuellen Bearbeitungsstand dokumentieren, lernen sie, Prioritäten zu setzen und Engpässe frühzeitig zu erkennen. Diese Vorgehensweise schult Teamfähigkeit, Problemlösungsstrategien und die eigenständige Planung komplexer Prozesse.
3. Iterative Planung und kontinuierliche Verbesserung:
Der Kanban-Ansatz basiert auf dem Prinzip des kontinuierlichen Lernens und der stetigen Anpassung des Arbeitsprozesses. Durch regelmäßige Meetings oder kurze „Stand-up“-Gespräche – analog zu Daily Scrums – können Lehrende und Lernende gemeinsam den aktuellen Fortschritt bewerten und Hindernisse identifizieren. Anschließend wird der Arbeitsprozess anhand der gewonnenen Erkenntnisse optimiert. Dieser iterative Zyklus fördert eine Kultur, in der Feedback und Verbesserungsschleifen zentral sind.
4. Integration in digitale Lernumgebungen:
Mit der zunehmenden Digitalisierung der Hochschullehre bieten sich zudem verschiedene digitale Tools an (z. B. Miro-Board, Padlets, oder auch spezielle Kanban-Tools wie Trello, Jira, oder WeKan), die den Prinzipien von Kanban entsprechen. Durch die Integration solcher Tools in OPAL durch den Einsatz des Kursbausteins „Externe Seite“ können Lehrende externe Tools in das Lernmanagementsystem integrieren. Lehrende und Lernende können somit den Status von Aufgaben in Echtzeit aktualisieren und dadurch den gesamten Lernprozess transparenter steuern.
Vorbereitung:
Die Implementierung beginnt mit der Definition der zu visualisierenden Prozesse. Dies kann die Planung einer Lehrveranstaltung, die Strukturierung eines Projekts oder die Organisation von Gruppenarbeiten sein.
Erstellung des Kanban-Boards:
Ein Board wird in passende Spalten unterteilt, beispielsweise in „Ideen“, „Planung“, „In Bearbeitung“, „Feedback/Review“ und „Fertig“. Jede zu bearbeitende Aufgabe wird auf einer Karte festgehalten.
Regelmäßige Überprüfungen:
Durch regelmäßige Treffen oder kurze Check-ins wird der Fortschritt besprochen. Dabei können bei Bedarf Anpassungen erfolgen – sei es eine Neupriorisierung von Aufgaben oder das Setzen von Work-in-Progress-Limits, um Überlastungen zu vermeiden.
Reflexion und Anpassung:
Nach Abschluss eines Projekts oder einer Lehrveranstaltung wird der gesamte Prozess kritisch reflektiert. Erkenntnisse fließen in die zukünftige Planung ein, sodass der Einsatz von Kanban zu einer stetigen Optimierung des didaktischen Handelns beiträgt.
Die Anwendung der Kanban-Methode in der Hochschuldidaktik bietet mehrere Vorteile:
Transparenz:
Durch die Visualisierung von Aufgaben und Prozessen haben alle Beteiligten – Lehrende und Lernende - stets einen klaren Überblick über den aktuellen Stand und können Engpässe frühzeitig erkennen.
Förderung der Selbstorganisation:
Studierende lernen, ihre Aufgaben eigenständig zu priorisieren und zu strukturieren, was zu einer höheren Eigenverantwortung und selbständigen Lernen beiträgt.
Flexibilität und Dynamik:
Die iterative Natur des Kanban-Ansatzes erlaubt es, auf Veränderungen oder unvorhergesehene Herausforderungen dynamisch zu reagieren und den Lehr- und Lernprozess kontinuierlich zu verbessern.
Kollaboratives Lernen:
Besonders in Gruppenprojekten fördert Kanban eine offene Kommunikation und einen transparenten Austausch, da alle Teammitglieder den aktuellen Projektstatus jederzeit nachvollziehen können.
Die Hochschuldidaktik Sachsen bietet verschiedene hochschuldidaktische Fortbildungen an. Lehrende der HSZG können kostenfrei daran teilnehmen.
Detaillierte Informationen zur Hochschuldidaktik an der HSZG finden Sie hier: https://www.hszg.de/lebenslanges-lernen/hochschuldidaktik